Lernfelder und Bündelungsfächer
Beschreibung der Bündelungsfächer
Die Beschreibung der Bündelungsfächer verdeutlicht den Zusammenhang der Arbeits- und Geschäftsprozesse in gleichen oder affinen beruflichen Handlungsfeldern, die konstituierend für die jeweiligen Lernfelder sind. Die Lernfeldübersicht zeigt die Zuordnung der Lernfelder zu den Bündelungsfächern.
Stoffsystemtechnik
Die Tätigkeiten von "Chemikantinnen und Chemikanten" liegen schwerpunktmäßig im produzierenden Bereich der chemischen Industrie (Anlagen- und Prozessüberwachung, Wartung, Anfahren und Herunterfahren von Anlagen). Dafür sind grundlegende Kompetenzen in der Stoffsystemtechnik erforderlich.
Im ersten Ausbildungsjahr erwerben die Schülerinnen und Schüler Kenntnisse über die Stoffe, deren Aufbau und deren physikalische und chemische Eigenschaften. Sie wenden diese bei der Herstellung von Stoffgemischen und der Durchführung chemischer Reaktionen an. Hierzu führen Sie Massen- und Gehaltsberechnungen durch und stellen Reaktionsgleichungen auf (LF 1).
Die erworbenen Kompetenzen übertragen die Schülerinnen und Schüler im zweiten Ausbildungsjahr auf die Stoffklassen der organischen Chemie. Sie nutzen unter Berücksichtigung der Arbeitssicherheit die Informationen zu den Stoffeigenschaften organischer Grundchemikalien zur Synthese wichtiger organischer Verbindungen (LF 7).
Im dritten Ausbildungsjahr übertragen und vertiefen die Schülerinnen und Schüler ihre erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten auf die Herstellung von Grundchemikalien und deren Folgeprodukte in großtechnischen Prozessen. Dabei begründen sie die Reaktions- und Operationsbedingungen der Verfahren (LF 12).
Im Wahlpflichtbereich erwerben die Schülerinnen und Schüler Kenntnisse über Umweltschutzmaßnahmen sowie über biochemische Stoffsysteme und Grundoperationen biochemischer Prozesse. Unter Beachtung gesetzlicher Bestimmungen führen sie biotechnische Prozesse durch und bedienen Anlagen zur Verringerung von Emissionen. Sie wenden ihre in den ersten drei Ausbildungsjahren erworbenen Kompetenzen zur Auswahl geeigneter Analyseverfahren an (WLF 6, WLF 8).
Produktions- und Anlagentechnik
Die im Fach Stoffsystemtechnik erworbenen Kompetenzen werden im Fach Produktions- und Anlagentechnik angewendet und vertieft.
Ausgehend von den unterschiedlichen Stoffeigenschaften erwerben die Schülerinnen und Schüler im ersten Ausbildungsjahr Kenntnisse über die Prinzipien der verschiedenen Trennverfahren. Sie ordnen den Stoffgemischen entsprechend den Stoffeigenschaften die Trennverfahren zu und legen die Arbeitsschritte unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorschriften zur Arbeitssicherheit und zum Umweltschutz für die Gemischtrennung fest (LF 2). Des Weiteren erlangen die Schülerinnen und Schüler die Fähigkeit in der Produktionsanlage Arbeitsmittel zu bedienen, in Stand zu halten und im Hinblick auf den Einsatz auszuwählen. Hierbei berücksichtigen sie die Stoff- und Energieströme in der Produktionsanlage (LF 4).
Im zweiten Ausbildungsjahr erweitern und vertiefen die Schülerinnen und Schüler ihre Kenntnisse über die grundlegenden verfahrenstechnischen Prozesse im Bereich der thermischen und mechanischen Trennverfahren. Unter Beachtung der betrieblichen Erfordernisse wählen sie geeignete Verfahren und Apparate aus und führen den Trennprozess durch. Die Schülerinnen und Schüler erkennen Abweichungen im Trennprozess und leiten bei auftretenden Störungen Maßnahmen zur Beseitigung ein. Sie überprüfen die Produktqualität und dokumentieren deren Ergebnisse (LF 6, LF 9, LF 10).
Im dritten und vierten Ausbildungsjahr wenden die Schülerinnen und Schüler ihre erworbenen Kompetenzen auf Produktionsverfahren mit besonderer Bedeutung in der chemischen Technik an. Hierzu zählen das Trennen von Flüssigkeitsgemischen durch Rektifikation, die Tieftemperaturdestillation, das Trocknen oder die Extraktion (LF 11, WLF 1) sowie die Verfahren zur Aufarbeitung von Feststoffgemischen (WLF 2) bzw. zur Herstellung von Stoffgemischen (WLF 3). Sie beschreiben Produktionsprozesse und planen Prozessabläufe (LF 14). Dabei wenden sie die in den ersten beiden Ausbildungsjahren erworbenen Fähigkeiten zum Betreiben von Anlagen an.
Des Weiteren erwerben die Schülerinnen und Schüler im Wahlpflichtbereich Kenntnisse über die Lagerung und den Transport von Stoffen. Sie sichern die Verfügbarkeit von Stoffen durch eine ökonomische Lagerverwaltung und indem sie den Stofftransport organisieren (WLF 7).
Im Rahmen der Globalisierung – gerade in der chemischen Industrie – sind internationale Verständigung und internationaler Austausch im Produktionsbereich von großer Bedeutung. Die Schülerinnen und Schüler erwerben daher Kenntnisse in Fremdsprachen und einen Einblick in andere politische und kulturelle Bedingungen. Dazu recherchieren sie in fremdsprachlichen Informationsquellen und verständigen sich in einer Fremdsprache über ein berufsbezogenes Thema (WLF 10).
Prozesskontroll- und Automatisierungstechnik
Die Tätigkeit von "Chemikantinnen und Chemikanten" ist in der Prozesskontroll- und Automatisierungstechnik gekennzeichnet durch das Planen, Steuern und Optimieren von Produktionsprozessen. Damit sind alle Maßnahmen gemeint, die bei Produktionsprozessen im Sinne festgesetzter Ziele einen erwünschten Ablauf bewirken. Dazu erlangen die Schülerinnen und Schüler im ersten Ausbildungsjahr Kenntnisse über Messprinzipien wichtiger Messgeräte zum Erfassen verfahrensspezifischer Prozessdaten sowie die physikalischen Grundlagen dieser Messverfahren (LF 3).
Diese grundlegenden Kenntnisse erweitern die Schülerinnen und Schüler im zweiten Ausbildungsjahr, indem sie Messgeräte auswählen und Messungen physikalischer Größen durchführen. Sie kontrollieren die Messeinrichtungen, dokumentieren die Messdaten und leiten im Fehlerfall vorgesehene Maßnahmen ein. Sie kennen unterschiedliche Kontrollsysteme zur Prozessführung. Außerdem führen sie Analyseverfahren zur Gehaltskontrolle und zur Qualitätssicherung durch. Für die Messwerterfassung und –auswertung setzten sie EDV-Systeme ein. Für die Beurteilung von Messergebnissen wenden die Schülerinnen und Schüler Methoden der Qualitätssicherung an (LF 5, LF 8).
Im dritten und vierten Ausbildungsjahr erweitern die Schülerinnen und Schüler, ausgehend von den in der Messtechnik erworbenen Kompetenzen, ihre Kenntnisse über die Möglichkeiten der Beeinflussung verfahrenstechnischer Prozesse. Sie ermitteln Prozessdaten, können diese dem Produktionsprozess angepasst beeinflussen und ausgewählte Größen über Steuerungen und Regelungen verknüpfen. Dazu konfigurieren und parametrieren sie Steuerungs- und Regelungseinrichtungen (LF 13).
Die Schülerinnen und Schüler nutzen im Wahlpflichtbereich ihre erworbenen Kenntnisse bei der Planung von Produktionsprozessen und deren Inbetriebnahme, sowie bei der Bedienung und Wartung von Automatisierungsgeräten. Sie können in Steuerungs- und Regelungszyklen eingreifen und Produktionsschritte optimieren sowie bei Fehlfunktionen Maßnahmen zu deren Beseitigung ergreifen (WLF 4, WLF 5).
Des Weiteren erweitern die Schülerinnen und Schüler ihre Kenntnisse und Fähigkeiten bei der Messung elektrischer Größen und im Umgang mit dem elektrischen Strom. Sie erlangen Kenntnisse zur Durchführung elektrotechnischer Arbeiten an Produktionsanlagen. Sie können unter Beachtung des Explosionsschutzes Schaltungen aufbauen und in Betrieb nehmen, Schutzeinrichtungen gegen die Gefährdung durch den elektrischen Strom überprüfen und bei Störungen Maßnahmen einleiten (WLF 9).
Lernfeldübersicht
Lernfeld 1 | Lernfeld 2 | Lernfeld 3 | Lernfeld 4 |
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120 Std. Stoffe vereinigen und zur Reaktion bringen |
80 Std. Stoffsysteme trennen und reinigen |
40 Std. Stoffgrößen und Stoffzustände in der Produktionsanlage erfassen |
80 Std. In der Produktionsanlage Arbeitsmittel bedienen und in Stand halten |
Lernfeld 5 | Lernfeld 6 | Lernfeld 7 | Lernfeld 8 | Lernfeld 9 | Lernfeld 10 |
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60 Std. Prozesse kontrollieren und dokumentieren |
40 Std. Stoffsysteme thermisch trennen |
60 Std. Organische Grundchemikalien handhaben |
40 Std. Gehaltskontrollen und Qualitätsprüfungen durchführen |
40 Std. Stoffgemische mechanisch trennen |
40 Std. Stoffsysteme durch Destillation trennen |
exemplarische Lernsituation |
Lernfeld 11 | Lernfeld 12 | Lernfeld 13 | Lernfeld 14 | Wahlpflicht-Lernfeld 1 | Wahlpflicht-Lernfeld 4 |
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40 Std. Stoffsysteme durch Rektifikation trennen |
40 Std. Produkte großtechnisch herstellen |
120 Std. Prozesse beeinflussen |
40 Std. Produktionsprozesse fahren und überwachen |
60 Std. Stoffsysteme thermisch aufarbeiten |
60 Std. Produktions- und Verarbeitungsprozesse planen und Anlagen in Betrieb nehmen |
Wahlpflicht-Lernfeld 2 | Wahlpflicht-Lernfeld 3 | Wahlpflicht-Lernfeld 5 | Wahlpflicht-Lernfeld 6 | Wahlpflicht-Lernfeld 7 | Wahlpflicht-Lernfeld 8 | Wahlpflicht-Lernfeld 9 | Wahlpflicht-Lernfeld 10 |
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60 Std. Stoffsysteme mechanisch aufarbeiten |
60 Std. Stoffe vereinigen |
60 Std. Automatisierungssysteme bedienen und warten |
60 Std. Analytisch arbeiten und Stoffe aufarbeiten |
60 Std. Stoffe lagern und transportieren |
60 Std. Produkte mit biotechnischen Methoden gewinnen |
60 Std. Elektrotechnische Arbeiten an Produktionsanlagen durchführen |
60 Std. Internationale Kompetenz entwickeln |
Alle Lernfelder sind dem 1. bis 3. Ausbildungsjahr zugeordnet. Die Wahlpflicht-Lernfelder sind im Gesamtumfang auf das 3. und 4. Ausbildungsjahr verteilt. Im Rahmen der Bandbreitenregelung können die Berufskollegs vor Ort in Abstimmung mit den Ausbildungsbetrieben ein regional zugeschnittenes, differenziertes Ausbildungsprofil anbieten.