Hochschultage Berufliche Bildung 2017
Fachtagung 19 Wirtschaft und Verwaltung
Industrie/Wirtschaft 4.0: Herausforderungen für die kaufmännische Berufsbildung
Prof. Dr. Karl Wilbers, FAU Erlangen-Nürnberg
Kurzbeschreibung, Intention
"Industrie 4.0" bzw. "Wirtschaft 4.0" werden unterschiedlich verstanden. In einem ersten Verständnis wird Industrie 4.0 als Integration von cyber-physischen Systemen (CPS) in industrielle Prozesse verstanden. CPS sind Systeme, die eingebettet sind, und zwar in Vor-, Zwischen- und Endprodukte, Maschinen und Anlagen, Transportsysteme etc. CPS verfügen über Sensoren, die ihre Umwelt erfassen, sie werten Daten aus, speichern diese und wirken reaktiv oder aktiv über Aktoren auf ihre Umwelt ein, zum Beispiel über Motoren oder Regler. Dabei sind sie über digitale Netze sowohl lokal als auch global verbunden und nutzen weltweit verfügbare Daten und Dienste. Sie verfügen für die Kommunikation und Steuerung über vergleichsweise ausgeklügelte Mensch-Maschine-Schnittstellen. Im Gegensatz zu früheren Formen der Digitalisierung der Produktion erfolgt die Steuerung nicht mehr zentral, sondern dezentral und in Echtzeit. CPS können nicht nur im Rahmen industrieller Prozesse eingesetzt werden. Sie finden auch Einsatz – um nur wenige Beispiele zu nennen – bei intelligenten Stromnetzen (smart grid), in medizinischen Geräten (e-health), in Verkehr und Logistik (smart mobility).
"Industrie 4.0" wird auch anders verstanden und ist nicht selten einfach ein Synonym für die Digitalisierung der industriellen Produktion. Dieses Verständnis ist deutlich weiter. "Industrie 4.0" als Digitalisierung industrieller Prozesse lenkt das Augenmerk schnell auf andere Branchen. Schließlich werden nicht nur industrielle Prozesse digitalisiert. Die Finanz- und Versicherungswirtschaft hat beispielsweise einen höheren Digitalisierungsgrad als der Maschinenbau und eine stürmische Digitalisierung hinter sich (gemessen am Wirtschaftsindex "Digital" und dessen Änderung). Mit dem Begriff "Wirtschaft 4.0" wird allgemeiner die Digitalisierung von Prozessen in verschiedenen Branchen der Wirtschaft angesprochen.
In der Fachtagung sollen verschiedene Branchen als auch einzelne innovative Lösungsansätze für den kaufmännischen Bereich angesprochen werden. Dabei stehen folgende Leitfragen im Vordergrund:
- Was bedeutet "Industrie 4.0"/"Wirtschaft 4.0" im kaufmännischen Bereich?
- Welche Auswirkungen werden "Industrie 4.0"/"Wirtschaft 4.0" auf die Inhalte bzw. Ziele der kaufmännischen Bildung haben?
- Welche Auswirkungen werden "Industrie 4.0"/"Wirtschaft 4.0" auf die Methoden und Bedingungen der kaufmännischen Bildung haben?
- Prof. Dr. Wilbers, Karl: Industrie/Wirtschaft 4.0: Eine Herausforderung der kaufmännischen Bildung
- Prof. Dr. Bellmann, Lutz: Digitalisierung kaufmännischer Prozesse, Veränderungen des Profils von kaufmännischen Tätigkeiten und Qualifikationsanforderungen
- Hollatz, Jürgen: Kaufmännische Berufsausbildung im Kontext von Industrie 4.0
- Jordanski, Gabriele: Berufsbildung 4.0 – Wirkung der Digitalisierung auf die Tätigkeiten der Industriekaufleute. Methodisches Vorgehen und Zwischenergebnisse
- Scheid, Ralf: Kaufmännische Perspektiven der Lernfabriken in Baden-Württemberg
- Molter, Kevin u. a.: Kooperation von kaufmännischen und gewerblichen Bereichen im Zeitalter von Industrie 4.0 - Ein Projekt zwischen der Berufsschule 2 und 4 der Stadt Nürnberg
- Ring, Welf: Die Veränderung von E-Learning durch Industrie 4.0